Ein wilder Ritt stand mir bevor, das war klar. Start war die Pyongyang Railwaystation, von da aus sollte es über Hamhung und Chongjin an der Ostküste bis nach Rason und Tumangang im äußersten Norden gehen, wo ich dann die Grenze nach Russland überqueren sollte und Khasan meine Endstation war.
Geplante Reisedauer: 23 Stunden. Was für mich schon echt hart ist. Begleitet von meinen beiden Guides ging es Richtung Wagon, der ausschließlich für Nicht-Nordkoreaner gedacht war. In diesem Wagon waren auch Austauschstudenten der Chinese University of Hong Kong untergebracht, die bis nach Rason reisen wollten.
Zu meiner Überraschung teilte ich mein Abteil mit einem Mann aus Südafrika, der jetzt in Australien lebt, Stan. Ein cooler Typ, der zu dem Zeitpunkt eine Asienreise machte und zufälligerweise die gleiche Strecke wie ich fahren wollte. Das kam mir ganz gelegen, obwohl ich sonst ja immer gerne alleine reise. Aber gegen Gesellschaft bei einer solch langen Zugfahrt hatte ich nichts einzuwenden.
Die restlichen Wagons waren voll mit Nordkoreanern, die ich aber nur zu Gesicht bekam, als wir an Bahnhöfen hielten. Jeglicher Kontakt mit den Einheimischen war strikt verboten und wurde vom Militär überwacht. Es war nämlich so, das aus unserem Wagon niemand aussteigen durfte, egal an welchem Bahnhof – wir mussten drinbleiben und das bei 40° mit nur einem kleinen Ventilator an der Decke angebracht. Meine Guides blieben in Pyongyang und von da an war ich ohne staatliche Aufsicht quer durch Nordkorea unterwegs – zwar eingesperrt in einem Zug, aber immerhin.