Arrested for espionage – Central African Republic

Arrested for espionage in the heart of Africa
Ein wilder Ritt durch die Zentralafrikanische Republik, der nach nur 8 Tagen im Gefängnis endete.

2022

Nov/Dec

Rating
5
Fotografie
95
Entdeckergeist
100
Militärpräsenz
100
Korruption
Location

Bangui - Bouar - Bozoum - Paoua - Bossangoa ........ Gefängnis

Eins vorab: das wird kein Reisebericht, wie ich ihn sonst gewohnt bin zu schreiben. Das hängt ganz einfach mit den Vorkommnissen in Bangui zusammen, die ich während meines Aufenthalts erlebt habe. Doch dazu später mehr.

 

Wer schon mal nach Reisen in die Zentralafrikanische Republik gesucht hat, wird schnell feststellen, dass der einzig besuchbare Ort der Dzangha-Sangha National Park im Südwesten des Landes ist. Zumindest wenn man seine Reise über Agenturen organisieren möchte. Alles andere ist mit erheblichen Sicherheitsrisiken verbunden und muss dann, wenn unbedingt gewünscht, selbst organisiert werden.

 

Ein paar Travelblogger haben das bereits getan, sind aber zum Großteil nur in Bangui geblieben und nach 3 Tagen wieder abgereist, oder sind maximal bis nach Boali gefahren, ca. 1,5h von Bangui entfernt. Dort befindet sich, neben dem bereits erwähnten Nationalpark, das zweite – wenn man so will – touristische Highlight des Landes: Les Chutes de Boali. Die Wasserfälle kann man besuchen, wenn man sich gerne anschaut wie Wasser von oben nach unten fällt. Ich habs mir verkniffen.

Möchte man mehr von dem Land sehen, ist man auf verlässliche Partner vor Ort angewiesen, die sich gut auskennen und offizielle Genehmigungen haben, die an den unzähligen Checkpoints vorgezeigt werden müssen, wenn man in bestimmte Gebiete fährt. Aber selbst das hilft nicht immer. Oft wird an den Kontrollpunkten irgendwas erfunden, was angeblich fehlt oder nicht korrekt ist. Das ist keine Ausnahme. Die lokale Bevölkerung ist dem tagtäglich ausgesetzt und kann nichts dagegen tun. Hauptsächlich trifft es die Mototaxi Fahrer, die entweder Personen oder Waren von A nach B transportieren. Details dazu habe ich weiter unten zusammengefasst.

Aus welchem Grund sollte man überhaupt den Rest des Landes sehen wollen, wenn der Dzangha-Sangha National Park und Boali Falls die einzigen Dinge sind, die sehenswert sind? Das und viele weitere interessante Dinge erläutere ich in den folgenden Zeilen. Doch zunächst mal das Wichtigste – Die Planung.

Die Planung

Selten zuvor habe ich eine Reise länger und ausführlicher geplant als diese. Zumal in diesem Fall nicht nur ein – sagen wir mal – sehr schwieriges Land auf mich wartete, welches mit Touristen so gar nix am Hut hat. Es waren sogar zwei Länder, die vom Schwierigkeitsgrad her weit über dem Durchschnitt liegen. Nach 2 Wochen in Zentralafrika sollte es über Bangassou in den Norden der Demokratischen Republik Kongo gehen und von dort auf dem Landweg bis nach Kisangani.

 

Selbst wenn man Kontakt zu jemanden hat, der sich bereit erklärt einen zu unterstützen, heißt das nicht das derjenige die Gegend kennt. Solche Leute wohnen meist in größeren Städten und für sie gibt es keinen Grund, sich in solch abgelegene Gebiete zu begeben. Schon gar nicht auf dem Landweg bis zur Grenze nach CAR mitten im Nirgendwo. Das kann im Idealfall z.B. von Kisangani bis Bangassou 3 bis 4 Tage dauern, wahrscheinlicher aber ist es, das man für diese Strecke mehr als 1,5 Wochen benötigt. Will man sich also an der Grenze verabreden und weder der eine, noch der andere kann genau sagen, wann er da sein wird, muss man einen sehr flexiblen Plan haben (und ein sehr flexibles Budget). Man zahlt in einem solchen Fall natürlich beide Seiten – auch wenn die Reise in dem zweiten Land noch gar nicht begonnen hat. All das war mir bekannt und durch meine frühere Reise in den Kongo hatte ich bereits gute Kontakte geknüpft, die ein solches Vorhaben in greifbare Nähe rücken ließen. Das einzige „Problem“ war: Die große Unbekannte. Und die hieß: Zentralafrikanische Republik.

 

Durch einen Freund im Kongo erhielt ich Kontakt zu einem NGO Mitarbeiter aus Bangui, der bereit wäre mich bei meinem Vorhaben zu unterstützen. Das hat viele Vorteile, bringt aber auch ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit mit sich.

Interessanterweise arbeitete derjenige nebenbei an einer App, die Menschen in entlegenen Regionen des Landes Zugang zu Bildungsressourcen gewährt. Dadurch bot sich mir die Möglichkeit, ihn bei diesem Projekt zu unterstützen und somit eine offizielle Einladung der NGO zu erhalten.

Auch das bringt gewisse Vorteile mit sich. Zum einen ist man dann während seines Aufenthalts in einem offiziellen Auftrag unterwegs, dafür benötigt es eine „Order of Mission“. Das ist ein Dokument, welches meine Funktion und mein Vorhaben beschreibt. Zum anderen ist es möglich, den UNHAS (United Nations Humanitarian Air Service) zu nutzen. Das gibt es natürlich nicht for free, aber will man in bestimmte Gebiete, die anderweitig nicht zugänglich sind (Straßenroute ist unter Rebellenkontrolle, Straße ist durch die Regenzeit unbefahrbar geworden, oder man will einfach schnell und sicher ankommen), ist diese Option eine super Möglichkeit dorthin zu kommen wo kein Linienflugverkehr operiert. Außerdem hat man so mal die Möglichkeit mit z.B. einem Mi-8 Helikopter zu fliegen. (Genau das war mein Plan, um von Bangui nach Bambari zu kommen, nachdem wir unsere Overland-Tour durch den Nordwesten absolviert haben).

Order of Mission

Hilft nicht überall

Texan

Fahrer, Schrauber, Freund - Bester Mann.

Das schwierigste bei der Planung einer solchen Reise ist die unvorhersehbare Dynamik, die in solchen Konfliktregionen herrscht. Was heute noch als relativ sicher gilt, kann innerhalb weniger Tage ein Gebiet sein, das nicht mehr unter Kontrolle der Regierung ist und in nicht allzu langer Zeit werden dort vermutlich Kampfhandlungen stattfinden, um wieder Kontrolle zu erlangen.

 

Das war während meines Besuchs nicht anders und gerade der Nordwesten des Landes gilt als sehr instabil. Noch schlimmer ist es im Südosten. Dort führt eine wichtige – und auch die einzige – Straßenverbindung in Richtung kongolesische Grenze durch Rebellengebiet, welches die UPC (Union for Peace) kontrolliert.

 

Sowohl in Bambari, als auch in Bangassou sind unterschiedlichste NGOs tätig. Meist sind das lokale NGOs, bzw. Locals die für größere NGOs arbeiten. Da selbst die UNHAS keine Flüge anbietet für diese Strecke, muss man um von A nach B zu kommen, durch das von der UPC kontrollierte Gebiet.
Das war auch mir klar, als es darum ging, wie wir zur kongolesischen Grenze kommen. Glücklicherweise hatte ich Kontakt zu einer in Bangassou ansässigen lokalen NGO, die mir Unterstützung zusagten.
Die NGO Mitarbeiter bleiben nicht immer in ihrem Headquarter, welches in der Regel in einer der größeren Städte in der Gegend ist. Diese Menschen sind größtenteils in der Gegend aufgewachsen und kennen sich sehr gut aus. Hinzu kommt, dass sie nicht nur die Gegend kennen, sondern oft auch gute Kontakte zu den lokal operierenden Rebellengruppen haben. Zum einen aufgrund der meist gleichen Herkunft, da die Rebellen auch aus der Gegend sind. Zum anderen müssen sie gut miteinander auskommen, weil auch die NGO Mitarbeiter zwischen den Dörfern, bzw. nächstgrößeren Städten unterwegs sind. Das bedeutet nicht, dass ihnen keine Gefahr droht, wenn sie auf die Rebellen treffen. Es gibt allerdings keinen Grund für sie, die NGO Mitarbeiter anzugreifen, weil sie, wie der Name ja schon sagt, n