Als ich in den 1980-er Jahren zum ersten Mal einen Fernsehbericht sah, bei dem blutüberströmte Menschen zu hunderten durch die Straßen Teheran’s liefen, wusste ich nicht was das soll. Was mich noch mehr verwirrt hat war die Tatsache, dass diese Menschen in weißen Gewändern sich immer wieder mit Macheten auf den Kopf schlugen und sich die Verletzungen offensichtlich selbst zufügten. Da sitzt man nun als 10-jähriger vorm Fernseher und fragt sich: “Was ist denn da los?”.
Jetzt, über 30 Jahre später hat mich die Neugier erneut gepackt und ich wollte rausfinden was es mit diesem Ritual auf sich hat. In den 80-ern war es offensichtlich noch ein großes Thema, wenn sich Menschen selbst den Schädel einschlagen. Heutzutage sieht man davon im TV nichts mehr – es sei denn man schaut gezielt nach einer Dokumentation, aber selbst da wirds dünn.
Meine Recherchen ließen mich dann etwas detaillierter in die Geschichte des Islam eintauchen, genauer gesagt in die, der schiitischen Muslime. Kurz gesagt geht es bei Ashoura (oder auch Ashura genannt), um das Gedenken an Husayn ibn Ali – Imam Husain (Enkel des Propheten Mohammed) – der in der Schlacht von Kerbala als Märtyrer gefallen ist. Im Jahre 680, am 10. Tag des ersten Monats im islamischen Kalender (10th. day of Muharram) kam es zu einer Schlacht im irakischen Kerbala, in der nicht nur Husain, sondern auch sein Halbbruder Abbas, zwei seiner Söhne im Kindesalter und viele seiner Weggefährten getötet wurden.
Der Schlacht voraus ging eine lange Belagerung, welche dazu führte, dass Husain und seine Truppen mehr und mehr geschwächt waren aufgrund von fehlender Nahrung und ausreichend Wasser. Das ist auch der Grund dafür, dass während dieser 10 Tage in der heutigen Zeit, jedem Menschen der sich in dem Einzugsgebiet befindet wo an Imam Husain gedacht wird, kostenlose Getränke und Nahrungsmittel gereicht werden. Wer also während der ersten 10 Tage des islamischen Kalenders in Gebieten unterwegs ist, in denen hauptsächlich Schiiten leben, braucht sich um die Grundversorgung keine Sorgen machen. Doch dazu später etwas mehr.