Congo Road Trip

4000 km road trip across eastern congo

Ein Monat voller Erlebnisse, Strapazen und Emotionen.

2019

Nov/Dec

Rating
95
Fotografie
90
Entdeckergeist
75
Militärpräsenz
100
Korruption
Location

Geilster Trip!

Die Demokratische Republik Kongo, bis 1997 noch unter dem Namen Zaire bekannt, sollte mein nächstes großes Abenteuer werden. Was man hierzulande über den zentralafrikanischen Staat so hört, klingt nicht besonders einladend – Ebolaausbruch im Osten, Kämpfe um illegale Minen, Rebellen töten Zivilisten und liefern sich erbitterte Auseinandersetzungen mit dem Militär um nur einige Headlines zu nennen.
Dies sind nur ein paar Beispiele, weshalb die DR Congo in großen Teilen touristisch völlig unerschlossen ist. Wer sich dennoch dazu entscheidet das Land zu besuchen, tut dies meist nur für einen sehr kurzen Zeitraum und dann auch nur, um die Berggorillas im Virunga Park zu sehen. Meist sind solche Reisen mit Aufenthalten im Nachbarland Ruanda kombiniert und kosten schnell mehrere tausend Euro für ein paar Tage.

 

Glaubt man den offiziellen Reisehinweisen des Auswärtigen Amts, sollte man den Ostkongo sowieso eher meiden. Selbst in den Nationalparks ist man nicht sicher, da dort schon mehrfach Touristen entführt und die Ranger, bzw. Begleiter von Rebellen erschossen wurden. Wenn überhaupt sollte man möglichst überall wo man hin will, nur mit einem Flugzeug anreisen und schon gar nicht auf dem Landweg. Schwierig, wenn man einen Road Trip plant. Wie üblich, musste ich also abwägen welches Risiko ich bei dieser Reise eingehen würde.

 

Mit kongolesischen Truckfahrern hunderte Kilometer durchs Hinterland fahren und wenn nötig irgendwo im Freien zu übernachten. Per Cargo-Boat auf dem schwer zu navigierenden Lualaba River (einem Zufluss des Congo River) schippern. Mit dem Motorrad unwegsame Strecken durch den zweitgrößten Regenwald der Erde brettern. Weit abgelegene Gebiete der ehemaligen belgischen Kolonie mit all den verfallenen Kolonialbauten von damals erkunden. Wenn ich Glück habe sogar mit einem der berüchtigten Züge fahren. Die Verlockung war einfach zu groß. Also begann ich bereits im Januar 2019 mit meiner Recherche nach dem nächsten Highlight: Eastern Congo Road Trip.

Die Planung

Meine Recherchen im Vorfeld zeigten, dass unabhängiges Reisen über große Distanzen eher schwierig sein würde. Gerade die weit abgelegenen, ländlichen Gebiete im Osten des Landes gelten als riskant und sehr gefährlich. Als Fortbewegungsmittel muss man das nehmen, was gerade da ist. Egal ob es ein Truck ist, ein Cargo-Boat oder Mototaxi. Da mein Schulfranzösisch und meine Hautfarbe nicht wirklich dafür geeignet waren diese Reise alleine anzutreten, suchte ich nach jemandem, der mich da einigermaßen sicher durchlotsen kann und das Risiko eingeht mit einem Mosungu (weißer Mann) durch Gebiete zu fahren, in denen seit der Kolonialzeit kein Weißer mehr gesehen wurde.

 

Was von Beginn an klar war: Man kann diesen Trip nicht bis ins kleinste Detail planen. Hauptsächlich aufgrund der katastrophalen Infrastruktur im Landesinneren. Zudem fiel der Zeitraum meiner Reise in die Regenzeit. Alles nicht optimal, aber das machte es ja so spannend und war genau nach meinem Geschmack.

Es gibt auch nicht wirklich eine Möglichkeit Sehenswertes per Google ausfindig zu machen. Deshalb habe ich unterschiedlichste Bücher und Onlineartikel durchforstet, die sich mit der Kolonialzeit beschäftigen, um einen groben Eindruck der Gegenden die wir durchqueren würden zu bekommen.

 

Für die detaillierte Recherche erwies sich die Website von Logistic Cluster erneut als sehr gute Anlaufstelle. Deren Hauptaufgabe ist die Koordination von Hilfsorganisationen weltweit. Dementsprechend finden sich auf der Website sehr detailierte Landkarten mit aktuellen Anmerkungen, was z.B. die Beschaffenheit von Straßen etc. angeht.

 

Ein lokaler Kontakt war verhältnismäßig schnell gefunden. Nun ging es darum rauszufinden, ob er der Richtige für mein Vorhaben war. Nach unzähligen mails einigten wir uns auf eine Route, die uns als machbar und relativ sicher erschien. Da es auch für ihn das erste Mal war diese Route zu erkunden, planten wir das Ganze fortan als eine Art “two guys doing a road trip and we will see what happens”. Die Vorstellung gefiel mir sehr gut und wie sich später herausstellen sollte, war es das Beste was mir passieren konnte. Im Nachhinein kann ich sagen: Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, mit einem Guide im eigentlichen Sinne unterwegs zu sein. Es war so als würden zwei Freunde einen gemeinsamen Trip machen.