Sonntagmittag, am Morgen haben wir die Dassanech People an der Grenze zum Südsudan besucht. Auf der Rückfahrt von Omorate nach Turmi sagte Melak, er hat gerade erfahren, dass es heute in einem kleinen Dorf, etwa 10km von Turmi entfernt, eine Bull Jumping Ceremony geben wird. Ein Ritual bei dem ein Hamar-Junge über den Rücken von mehreren Bullen laufen muss, ohne herunterzufallen. Gelingt ihm das, wird er dadurch vom Jungen zum Mann.
Ich hatte im Vorfeld schon viel darüber gelesen und auch gesehen. Dementsprechend gespannt konnte ich es kaum erwarten, dem Happening beizuwohnen. Nachdem wir uns mit Injera gestärkt haben konnte es losgehen. Asu und Guya, zwei Jungs von den Hamar, die mich schon vorher auf ein paar Trips begleitet haben, waren ebenfalls mit von der Partie. Das erwies sich als äußerst nützlich, wie sich im Verlauf des Nachmittags noch rausstellen sollte.
Aufgrund der widrigen Straßenverhältnisse hat es uns auf unserem Weg nach Omorate am Morgen die Batterie vom Auto aus der Verankerung gerissen und sämtliche Versuche, es wieder zu reparieren, sind fehlgeschlagen. Von nun an gab es also keinen Strom mehr im Auto, d.h. keine Zündung, kein Licht, keine Möglichkeit Akkus zu laden o.ä.
Das ist aber kein Grund, nicht doch mit dem Auto weiterzufahren – insbesondere nicht für Billy, meinen Fahrer. Er quittierte den Mangel am Fahrzeug mit einem breiten Lächeln und dem Spruch, der uns die ganzen letzten Tage schon begleitet hat:
“T-I-A. This is Africa!”
Dieser Spruch beschreibt mit nur drei Worten den kompletten Lifestyle der Menschen im Omo Valley. Unter all den Fahrern und Tourguides herrscht eine wahnsinnig große Hilfsbereitschaft und Uneigennützigkeit. Wenn einer von ihnen ein Problem hat, ist sofort jemand zur Stelle, der auch mal eine zweistündige Fahrt ins Nirgendwo auf sich nimmt, um ein Ersatzteil vorbeizubringen.